Plastikmüll in der Nordsee und am Strand von Sylt
Sylt – für viele Menschen wie auch für mich steht diese Insel mit ihrer wunderschönen Dünenlandschaft und weiten Stränden für lange Strandspaziergänge und Erholung. In der Nebensaison treffe ich hier am Weststrand und auch am Ellenbogen nur wenige andere Menschen. Mein Kopf wird frei, wenn ich mit ordentlich Wind um die Nase auf den Boden schaue und Muscheln sammle oder hoffe, ein Stück Bernstein zu finden.
Immer häufiger entdecke ich allerdings Strandgut, das mir nicht so lieb ist: Müll. Insbesondere Plastikmüll.
Vom unübersehbaren Arbeitsgummistiefel bis hin zum kleinen Strohhalm. Der Unrat, der an den Strand gespült wird, ist nur ein winziger Ausschnitt dessen, was in der Nordsee schwimmt oder schon auf den Meeresboden gesunken ist.
Plastikmüll in den Meeren
Damit du dir eine Vorstellung machen kannst, habe ich ein paar Zahlen zusammengestellt:
• Durchschnittlich liegen 1.300 Plastikteile pro Quadratkilometer auf dem Nordseeboden und am Nordseestrand befinden sich pro 100 Meter bis zu 389 Müllstücke. Quelle: NDR
• Schätzungen zufolge, treiben weltweit 140 Millionen Tonnen Plastikmüll in unseren Meeren. Und jährlich kommen zwischen 5 und 13 Tonnen dazu. Quelle: NDR
Offensichtlich gefährlich für die Tierwelt sind Geisternetze oder Reststücke von Fischernetzen. Seevögel und Robben verheddern und strangulieren sich in ihnen.
Doch besonders die kleinen Plastikteile sind eine Gefahr, die uns erst deutlich wird, wenn es schon zu spät ist. Der Anblick von sezierten Vögeln und Walen, die qualvoll verhungert sind, weil ihr Magen voll mit unserem Plastikmüll ist, schockiert mich jedes Mal. Und nun konnte Mikroplastik auch schon in uns Menschen nachgewiesen werden. Das sollte uns zum Nachdenken und Handeln anregen.
Wenn du aus seriöser Quelle mehr über Plastikmüll in unseren Meeren wissen willst, empfehle ich dir die Webseite des Alfred-Wegener-Instituts. Dort wird genau und sehr anschaulich erklärt, wie Müll in unsere Meere gelangt und welche Auswirkungen er auf die Umwelt hat.
Lesetipp: Mehr über das Alfred-Wegener-Institut und über besondere naturkundliche Führungen auf Sylt erfährst du hier: Naturgewalten Sylt
Was können wir tun? Beispiel Beach Cleanup Sylt
Das Ausmaß der Vermüllung stimmt mich traurig, ein Gefühl von Hilflosigkeit steigt in mir auf. Geht es dir ähnlich? Fragst du dich auch manchmal, was man als Einzelperson dagegen tun kann?
Bleiben wir realistisch: Weder du noch ich werden die Welt retten können. Aber vielleicht ein kleines bisschen besser machen. Ja, das geht und macht sogar noch Spaß.
Neben der generellen Vermeidung von Plastikmüll kannst du fast überall auf der Welt bei Beach Cleanups mitmachen – auch auf Sylt!
Ich war im Januar bei der Strandreinigung am Lister Ellenbogen dabei. Einmal im Jahr wird diese Aktion von den Sylter Werkstätten, der Naturschutzgemeinschaft Sylt e.V. und der Gemeinde List veranstaltet.
Rund 150 Menschen, darunter auch einige wenige Touristen, hatten sich am Morgen des 19. Januar getroffen und wurden mit Müllsäcken, Handschuhen und Müllgreifern ausgestattet. Auch Listlandeigentümer Thomas Diedrichsen unterstützt dabei tatkräftig.
In kleinen Gruppen verteilt auf unterschiedliche Stellen des Naturschutzgebietes Ellenbogen begann die Strandreinigung. Jedes noch so kleine Plastikteilchen wurde eingesammelt. Die Müllbeutel füllten sich schnell.
Wir kamen miteinander ins Gespräch, Sylter, Zugezogene und Touristen. Es ist spannend, zu hören, was genau die Menschen auf die Insel zieht. So vergingen die Stunden wie im Flug. Zugleich trafen wir Spaziergänger, die bei herrlichem Sonnenschein am Strand wanderten und uns interessiert über die Aktion befragten. So konnten wir zudem auch andere Menschen über das Thema Plastikmüll im Meer informieren.
Auch wenn wir nur einen kleinen Beitrag zur Verbesserung der Müllsituation leisten konnten, hat es sich gut angefühlt. Ist es nicht besser, sich einzusetzen, als nichts zu tun? Du hast die Wahl. Wenn du auch zu denen zählst, die nicht tatenlos rumsitzen möchten, habe ich folgende weitere Ideen für dich:
Am Ellenbogen kannst du jeden Strandspaziergang zu deinem eigenen Beach Cleanup machen. An einigen Stellen stehen Strandmüllboxen, in denen du den gesammelten Müll entsorgen kannst.
Solche Müll-Boxen gibt es mittlerweile an vielen Stränden von Nord- und Ostsee. Informationen dazu erhältst du bei den jeweiligen Gemeinden.
Eine weitere Anlaufstelle ist Sea Shepherd, die internationale, gemeinnützige Organisation zum Schutz der marinen Tierwelt, organisiert regelmäßig Beach Cleanups. Termine findest du hier.
Du möchtest selbst eine Aktion zur Strand- oder Fluss-Reinigung durchführen? Der NABU unterstützt dich dabei. Informationen und Hilfe findest du hier.
Auf der Seite CareElite findest du eine weltweite Übersicht mit CleanUps und den Ansprechpartnern. Hier geht es zur Karte.
Bist du nächstes Jahr in List auf Sylt dabei? Hast du Veranstaltungstipps für andere Beach Cleanups? Ich freue mich über deinen Tipp in den Kommentaren.
Weitere Artikel, die dir Sylt näher bringen:
17 Comments
Auf Sylt war ich leider noch nie! Doch diese Müllberge in der Natur finde ich generell auch sehr erschreckend. Das ist eine tolle Aktion!
Hallo Andrea,
bei diesen Aktionen kann man fast überall auf der Welt mitmachen und Müll & Plastik vermeiden sollten wir alle in unserem tägliches Leben.
Sylt kann ich dir wirklich empfehlen- eine wunderschöne Insel!
Herzlichst
Sabine
Hallo, der Artikel über Sylt ist interessant und ich mag deine Fotos.Allerdings solltest du in Bezug auf Umwelt und Naturschutz auch dich selbst überprüfen. Denn wenn der mehrfach fotografierte Discovery Landrover dein Auto ist, dann sollte dieser runter von der Straße….und damit meine ich nicht auch noch „Offroad“. Im autofreundlichem ADAC Test schließt er aus Öko Sicht katastrophal ab. Neben der Aktion wie Beach Cleanup empfehle ich jedem der Leser auch die Teilnahme an einer der Fridays for Future o.ö. Aktion. Der Naturpark Wattenmeer und auch die Insel Amrum sind meine Empfehlung für dich und auch zu 100 % mit dem Rad zu erfahren
Hallo Holger,
Danke für deinen Kommentar. Gerade das Thema Umwelt – und Naturschutz ist eines, zu dem sehr ausgiebig und leider oft auch hitzig und emotional diskutiert wird. Manchmal ist das, was oberflächlich weiß und schwarz oder richtig und falsch zu sein scheint, doch nicht so einfach. Es ist wichtig, sich genauer zu informieren.
Ich bin mir zum Beispiel ziemlich sicher, dass es der Gesamt-Ökobilanz nicht gut tun würde, wenn ich mein Auto verkaufen würde und mir dann ein neues, vielleicht ein Elektroauto kaufen würde. Leider kann ich nicht auf ein öffentliches Nahverkehrsnetz zurückgreifen und bin daher aufs Auto angewiesen. Was passiert dann wohl mit meinem alten Auto? Das würde ja auch irgendwo irgendwer fahren.
Und findest du nicht, dass jeder noch so kleine Schritt Richtung Umweltschutz ein guter Schritt ist? Im Übrigen weißt du doch auch gar nicht, wo und wie ich mich sonst noch für soziale Projekte oder Umweltschutz engagiere, denn dies ist ja ein Onlinemagazin zum Thema Reise.
Ich möchte dir den Artikel einer Bloggerin empfehlen, der es absolut auf den Punkt bringt und vielleicht magst du dich hinsichtlich dieser Sichtweise auch selbst überprüfen: https://www.luziapimpinella.com/oeko-shaming-vs-danke-an-alle-die-nicht-100-nachhaltig-leben/
Viele Grüße und alles Gute
Sabine
Liebe Sabine,
eine wirklich gute Aktion. Ich versuche auch schon so wenig Plastikmüll wie möglich zu produzieren. Gar nicht so einfach, weil einfach gefühlt alles in Plastik eingepackt wird. Ich denke, es ist einfach auch wichtig, die Menschen für die Plastik-Problematik zu sensibilisieren… und solche BeachCleaning-Aktionen können dazu natürlich beitragen.
Viele Grüße
Tanja
Liebe Tanja,
du hast Recht, es ist wirklich schwierig, plastikfrei einzukaufen.
Dann kommt noch hinzu, dass manchmal das einzige Produkt, welches in Glas abgefüllt ist, von einer sehr große Marke ist, die ich nicht kaufen möchte…
Seit einiger Zeit versuchen wir komplett auf Industrieprodukte zu verzichten und kochen nur noch frisch. Das macht es etwas einfacher.
Liebe Grüße
Sabine
Liebe Sabine,
Danke für die Anregung.
Ich arbeite bei einer NGO, die gerade eine Kampagne gegen die Plastikflut initiiert hat. Was ich da so mitbekomme stimmt mich echt traurig. In letzter Zeit habe ich mich so hilflos gefühlt und es nervt mich auch, dass ein Großteil der Verantwortung auf uns als Verbraucher abgewälzt wird. Da stand ich also im Rossmann und habe mich extrem schuldig gefühlt, weil ich Spülmittel gebraucht habe, und das gab’s eben nur in Plastikflaschen. Hätte ich die 45 Minuten Umweg zum Unverpackt-Laden machen müssen, um korrekt zu handeln? Wahrscheinlich.
Deswegen finde ich solche Beach Cleanups wie du sie beschreibst so toll – man hat dabei tatsächlich das Gefühl, etwas zu tun, auch wenn es nur ein kleiner Beitrag ist. Bei mir um die Ecke in Berlin, in der Rummelsburger Bucht, organisiert ein Kanuverleih mehrmals im Jahr eine Cleanup-Regatta, wo jeder mitmachen kann und die Kanus dafür umsonst zur Verfügung gestellt werden.
Falls hier jemand aus Berlin mitliest: Ahoi Berlin heißt der Bootsverleih. Und die Anwohner organisieren auch immer wieder spontane Cleanups – denn obwohl es sich hier nur um eine Bucht der Spree und nicht einen Ozean handelt, ist auch hier Aktion notwendig. Schließlich sollen die vielen Enten und Fische, die hier ihre Heimat haben, kein Plastik fressen müssen.
Liebe Sandra,
ich verstehe deine Gedanken sehr gut und danke dir für den Berlin – Tipp!
Dazu versuche ich dann auch noch darauf zu achten, dass kein Palmöl in den Produkten ist. Sowas ist fast unmöglich.
Aber je mehr danach gefragt wird, um so eher wird sich der Markt anpassen!
Herzlichst
Sabine
Hallo Sabine,
es macht mich immer wieder traurig zu sehen, wie wir mit unserer Erde umgehen. Dabei sollte klar sein, wir haben keinen Planet B für Notfälle.
Umso schöner, wenn solche Aktionen einen kleinen Beitrag leisten die Welt ein bisschen besser zu machen.
Ich verspreche, wenn ich ab kommender Woche endlich mal auf Sylt bin, ich werde kräftig mitsammeln 🙂
Und für alles andere kenne ich deinen Seite mit den tollen Sylt Tipps.
Liebe Grüße, Katja
Liebe Sabine, ein sehr wichtiges Thema, das meiner Meinung nach noch viel mehr Aufmerksamkeit verdient. Die Aufräumaktion am Strand ist toll, da hätte ich auch mitgemacht
Vg Simone
Mein Rucksack hat zwei Seitenfächer, die selten belegt sind. Da kommt bei jedem Strandspaziergang Zeug hinein, das nicht an den Strand gehört. Während mein Sohn Muscheln und Steine sammelt, sammle ich – Müll.
Liebe Grüße
Angela
Das ist sehr vorbildlich, liebe Angela!
Ich wünschte, jeder Mensch würde das tun.
Herzliche Grüße
Sabine
Liebe Sabine,
dien Artikel spricht mir aus der Seele und ich finde es wunderbar, dass Du solche Aktionen aktiv unterstützt! Es macht mich auch jedes Mal unglaublich wütend, wenn sich an den wunderschönen Orten dieser Welt so riesige Müllberge tummeln. Ich hätte deshalb auf jeden Fall auch sofort mitgemacht, denn wie du so treffend schreibst: Irgendetwas tun macht die Welt auf jeden Fall etwas besser als den Kopf einfach in den Sand bzw. Müll zu stecken…
Weiter so und liebe Grüße,
Jessi
Liebe Jessi,
bestimmt findet so etwas auch in deiner Nähe statt. Die Natur kann jede Unterstützung gebrauchen!
Herzliche Grüße
Sabine
Hi Sabine! Danke für diese wichtige Aktion, die nicht nur den Strand sauberer macht sondern auch unfassbar viele Menschen aufklärt und inspiriert. 🙂
Beste Grüße
Christoph
Hallo Christoph,
Danke dir für deinen Kommentar und das Lob.
Allerdings bist du der, der richtig tolle Arbeit leistet! Hut ab!
Liebe Grüße
Sabine
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