Nikkei Nine für Wiederholungstäter
Ein zweiter Restaurantbesuch ist oftmals ein Wagnis, insbesondere wenn der erste Besuch voller positiver Superlative war. Es gibt nur wenige Möglichkeiten sich zu verbessern, aber unzählige es zu verderben.
Das Restaurant Nikkei Nine im Hamburger Fairmont Hotel Vier Jahreszeiten ist beim zweiten Besuch anders als beim ersten und trotzdem komparabel großartig.
Wie machen die das?
Das versuche ich im folgenden zu beschreiben, und da ein Bild mehr als 1.000 Worte sagt, 1.000 Worte aber deutlich mehr Arbeit als ein Bild machen, gibt es erstmal was auf und für das Auge.
Nikkei Nine – Audemars champagnertrunkener Erfahrungsbericht
Ich, als unwürdiger Beifang der zurecht berühmten Reisebloggerin Fratuschi, hatte das unverdiente aber gerne wahrgenomme Glück, einen erneuten Abend im Nikkei Nine erleben zu dürfen.
Hamburg ohne Besuch im Nikkei Nine, ist wie Sylt ohne Sand in den Schuhen. Möglich und vermutlich vermehrt praktiziert, aber nicht erstrebenswert und immer nur die zweitbeste Alternative.
Damit ist eigentlich alles gesagt, nur nicht für jeden. Fratuschi will mehr Details, Google mehr Keywords und ich mehr Fanpost.
Daher in völlig willkürlicher Reihenfolge hier noch ein paar „Insights“ für diejenigen unter Ihnen, denen „lecker“ nicht reicht. Das Personal hat Witz und Klasse, die Gäste sind stilvoll angepellt und integrieren sich verhältnismäßig unaufdringlich in die bemerkenswert großartige Dekoration.
Wenn das Essen nicht so überragend wäre, könnte es im Ambiente untergehen. Macht es aber nicht.
Wer Sushi und Sicu, das bevorzugte Blasinstrument des Altiplano, also die Panflöte kennt, weiß noch lange nicht, wie die japanische Cuisine mit peruanischen Einflüssen im Nikkei Nine schmeckt. Da helfen auch folgende Bilder nicht.
Japanische Gaumenbekenntnisse & Liebesgrüße aus Peru
Geschmacklich war ich hin- und hergerissen zwischen „sowas Ähnliches habe ich schon mal gegessen, nur nicht so gut“ und „warum entdecke ich das erst jetzt in meinem Leben?“. Wer jetzt die perplexen Gaumenerkenntnisse der Molekularküche erinnert, denkt am Thema vorbei. Das Nikkei Nine ist eher der überraschende Besuch in einer Peruanisch-Japanischen Großfamilie, deren Ur-Großmutter die ureigensten Speisen auftischt, während irgendein Familienmitglied wohl mal was mit einer Setdesignerin, in einem coolen und schwerlich zu datierenden James Bond Film, hatte. Natürlich die Version, wo Bond ausschließlich von Sean Connery gemimt und Daniel Craig allenfalls aber erstaunlich effektiv die Gesichtskontrolle an der Türe übernommen hätte. Zurück zum Essen. Lecker können einige. Interessant, und zwar im positiven Sinne und nicht als versucht diplomatisch und intellektuell improvisierte Beschreibung von »eigentlich igitt«, nur wenige. Hier schaffen das aber wohl alle in der Küche, denn jeder Gang sieht gut aus, schmeckt gut und macht von Anfang bis Ende Laune.
Selbst die Toiletten sind ein Hingucker und designtechnisch besser als die guten Tische so einiger anderer Restaurants. Wer im Nikkei Nine physiologisch bedingt nicht muss oder kann, also auf die Toilette, sollte dorthin trotzdem einen Abstecher einplanen.
Sag niemals nie
Weil es im Vergleich so dröge ist über hervorragendes Essen zu schreiben, welches letztlich ja mehr oder weniger Geschmackssache ist, noch was Nettes zum Personal. Die sind wirklich nett. Und zwar alle. Bemerkenswert, weil irritierend, war nur zum Ende hin, also eher zu Beginn des letzten Drittels die Frage »ob denn noch was reinpassen würde?«. Natürlich passte noch was rein, weil es passend gemacht werden kann. Der Mensch ist ja quasi per Definition dafür geschöpft, Stichwort Stoffwechsel oder genauer Katabolismus, damit immer noch was reinpassen kann. Und das war angesichts des absolut phantastischen Desserts die Antwort auf die Sinn-Frage, warum wir Säugetiere einen Stoffwechsel brauchen: damit am Ende im Nikkei Nine noch das Dessert reinpasst. Wenn sie, als geneigter Leser nun etwas aus diesen Zeilen mitnehmen und gedanklich verstoffwechseln möchten, dabei eine Essenz im memorierenden Neuronennetzwerk gegebenenfalls dauerhaft verfestigen, dann sei es doch bitte dieses: Sollte sie das nette Personal im Nikkei Nine Hamburg irgendwann, egal wann, fragen »ob noch etwas hineinpasst« dann sagen sie um jeden Preis und um Himmels willen »Was muss denn weg?«. Und dann nehmen sie das!
Das Nikkei Nine befindet sich im Fairmont Hotel Vier Jahreszeiten direkt an der Binnenalster in direkter Nähe zur Hamburger Innenstadt.
Neuer Jungfernstieg 9–14
20354 Hamburg
Über den Author:
Audemar hat seine Modelkarriere viel zu früh beendet, um als Chief Coordinator Writers Stuff die Supervision zu übernehmen. Oder so…
Er ist mit mir verheiratet , möchte aber anonym bleiben und schreibt deshalb unter einem Pseudonym, welches aber nicht verraten wird.
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