Champagnertrunkenheit, Immobilienwahn und leckerer Kuchen.

Der Hauptangeklagte im Prozess um das ach so versnobte Sylt ist meist Kampen. Zu Recht? Laufen hier wirklich alle ständig mit einem Glas Champagner rum? Gibt es nur Austern und Kaviar zu essen?

Ich kenne Menschen, die wollen aus Prinzip nicht nach Sylt. Die einen sagen, es wäre zu teuer dort. Die anderen behaupten, es gäbe zuviel Schickimicki und Proleten. Witzigerweise hört man diese Behauptungen immer nur von Menschen, die noch nie selbst auf Sylt waren. Diejenigen, die schon mal dort waren, sprechen fast ausschließlich von der Schönheit der Natur und nicht von den ausschweifenden Champagnerpartys.

Ich war jetzt schon einige Male auf Sylt, im Sommer wie im Winter, auch im Frühjahr und  im Herbst. Über Feiertage, in den Ferien und auch zur Nebensaison. Ich liebe Sylt, besonders die Ruhe und die einsamen Strände, die man selbst zur Hauptsaison ganz leicht finden kann. Doch um die Schönheit von Sylt und meinen Lieblingsort List soll es in diesem Beitrag einmal nicht gehen. Konzentrieren wir uns mit einem kleinen Augenzwinkern auf den Hauptangeklagten: Kampen.

Kampen – Vorurteile und Realität.

Jeder meiner Syltbesuche führte mich ebenfalls nach Kampen. Ob zum Essen, zum Strandspaziergang oder auch zum Bummeln. Allzeit in der Erwartung, jetzt doch endlich mal den viel beschriebenen, unangenehm auffallenden Jetset zu sehen. Um es direkt zu sagen: Ich hab ihn nicht gefunden!

Egal wann oder wo ich dort war, mir sind niemals versnobte und mit Reichtum protzende Menschen begegnet. Sicherlich ist der prozentuale Anteil von Luxusautos und Designermarkenträgern auf der Insel recht hoch aber nicht auffälliger als in Hamburg, München oder Berlin. Richtig ist, dass die wenigen kleinen Juweliere, Boutiquen oder Parfümerien von Kampen ausschließlich alle hochpreisig sind.

Mir kommt es jedoch so vor, als ob Hermes, Joop oder Wempe lediglich aus Statusgründen dort Filialen haben. Nur selten habe ich Kunden in den Geschäftsräumen gesehen. Auch habe ich noch keine Pelz tragenden und mit Juwelen behangenen Jetsetter vor Louis Vuitton oder Gucci stehen gesehen, die natürlich Champagner trinkend, darauf warten endlich mit ihrem Geld um sich schmeißen zu können. Ich muss zugeben, tagelang auf die Lauer gelegt habe ich mich nicht, möglicherweise habe ich also einfach den ganzen Schickimicki verpasst.

Was bis jetzt fehlt, ist ein Besuch im berühmten Club Rotes Kliff, vielleicht treffe ich ja dort die Reichen und Berühmten. Gehört habe ich bisher nur Gutes über den Club – im  August ist es endlich soweit und wir haben dort einen Tisch reserviert – ich werde berichten.

 Kampen Schickimicki

Kaufen, Verkaufen, Spekulieren, Kaufen, Verkaufen…

Traurig stimmt mich, dass in Kampen immer mehr Geschäftsräume leer stehen. Vermutlich liegt das an den überzogenen Mieten und dem fehlenden Personal. Die Immobilienpreise auf der ganzen Insel sind jenseits von allen üblichen Maßstäben. Das gilt ganz besonders für Kampen. Eigentlich dachten viele, dass die Zeit der Immobilienspekulationen auf Sylt vorbei und die Obergrenze erreicht sei. Doch Pustekuchen.

Dünen in KampenStrand von Kampen

 Der eigentliche Luxus: Vielfalt, Qualität und Service

Gerade Kampen hat viele wunderbare Restaurants, die ich empfehlen möchte:

Il Ristorante* – ausgezeichnete italienische Küche, sehr gute Qualität, schnuckelig gemütliche Atmosphäre und guter Service. Keine Pizza.

Kupferkanne – am besten bei schönem Wetter draußen Kaffee, Kuchen und Milchreis genießen. Warum auch immer, der Blick von dort aufs Meer wirkt auf mich mediterran.

Sturmhaube* – hier ist die Lage einfach der Knaller. Mittags nach einem Strandspaziergang ein Heißgetränk und eine Kartoffelsuppe essen- wunderbar. Abends kann man den Sonnenuntergang in den Dünen beobachten und dabei gut Essen.  Die Sturmhaube hat leider seit Ende 2016 geschlossen. Ob und wie es gastronomisch weitergeht ist bisher unklar.

*Gerade am Wochenende rate ich dringend zur frühzeitigen Reservierung!

Wie immer: Geschmäcker sind verschieden, eine Garantie, dass es dir dort so gut gefällt und schmeckt wie mir, kann ich dir nicht geben.

Nicht rütteln kann man an der Tatsache, dass Kampen einen wunderschönen Strand hat, der bei jedem Wetter einen Spaziergang wert ist, ob vor oder nach dem Essen!

Lust auf mehr Sylt?

Schau mal hier:

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11 Kommentare

  1. Liebe Sabine,

    der Bericht ist wirklich interessant! Ich hatte natürlich auch schon von diesen Vorurteilen gehört, weiß aber auch von anderen Bekannten, dass es dort nicht so schlimm ist, wie diejenigen denken, die noch nie dort waren. Also: Irgendwann ist es Zeit, dass ich mir ein eigenes Bild mache. Aber momentan bin ich einfach noch viel zu gern im Ausland unterwegs 😉 Sobald sich das ändert, denke ich als erstes an Sylt!

    Liebe Grüße
    Barbara

  2. Ich kenn das von so manchen Skiort in Österreich, der mit Schickimicki Vorurteilen zu kämpfen hat, ich lass mich da auch oft abschrecken, weil ich nicht so drauf steh, wenn man dann live dort ist ist es doch wieder anders. Immer selbst Eindrücke gewinnen, aber das wissen wir Reisende ja eh am besten 😉

    • Hallo Melanie,

      das ich kann mir gut vorstellen. Sicher hat da auch der ein oder andere Ort mit Vorurteilen zu kämpfen.
      Liebe Grüße
      Sabine

  3. Hallo Sabine,
    wir waren noch nie auf Sylt und dein Bericht macht Lust auf mehr! Ich stimme Melanie zu, wenn ich an meinen Urlaub in Kitzbühl denke.
    Das muss man selbst gesehen haben.
    Liebe Grüße,
    Alex.

  4. Moin
    These: In Kampen verkehren nur reiche Schnösel, die ihren (geleasten) Luxus zur Schau stellen.
    Hey folks, fahrt hin, schaut und bildet euch selbst eine Meinung, ob das stimmt.
    Kampen, so wie ich es kenne, ist ein weitestgehend harmonisch gewachsener Ort, der ein
    positives Image in aller Welt hat.
    Dank bekannter Persönlichkeiten wie (Sachs, Augstein, Beitz, Höfer u.a.) stellt Kampen wirklich etwas dar.
    Dass der Boulevard mitunter die etwas zu schillernde Seite Kampens betont, sollte aber nicht zu
    der Vermutung führen, hier liefen nur „Lackaffen“ und „Tussies“ herum.
    Kampen ist auch ein respektables Künstlerdorf, wo seriöse Leute ihren Urlaub verbringen.
    Und vergesst nie die viel zitierte Perle in oder auf der Auster (das PONY)!
    Sylt ohne Kampen wäre mindestens so langweilig wie die Politik so mancher real existierenden Regierung.
    Stay friendly!
    Gruss
    Euer Käptn

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